Der Dienstag dichtet: Sense oder Mähdrescher?

Angesichts des bevorstehenden Halloween-Wochenendes möchte ich heute ein sicherlich passendes Gedicht an diesem Dienstag einstellen, zu Kathas Aktion:

Die linke Hand des Todes
greift die Sense sachte,
entspricht sie doch nicht mehr der Mode,
seit der Fortschritt den Mähdrescher brachte.
Wirkt dieser doch viel effektiver,
vor allem bei einem pandemischen Fieber!

Mit seiner Rechten zeigt der Tod verwundert
aufs einundzwanzigste junge Jahrhundert.
Und er sagt sich:
„Krebs und Kreislauf
gibt es zuhauf.
Der eine stirbt daran mit achtzig oder neunzig,
ein andrer schon mit sechzig oder fünfzig.

Millionenfach Organtransplantationen –
soll die doch der Teufel holen!

Todesfälle durch Infektionen
waren eine Seltenheit geworden.
Doch jetzt  – bei dem Virus, das wie eine Krone heißt,
kann’s sich wieder lohnen,
den Mähedrescher vorzuholen.
Wenn nur keine Impfung zu viel verheißt,
und alles wieder runterreißt!“

Zu ihm hoch dringt Geruch von Heu und herbstlicher Luft,
das mischt seine Sense mit seinem geliebten Verwesungsgeruch.
Von CO zwei, Methan und Stickoxid,
in letzter Zeit vermehrt ein Fluch,
von denen singt er gerne ein Lied.

Diese Gerüche saugt ein der Tod,
reißt vor Freude die Arme hoch
und denkt sich weiter:

„Als stehender Sensenmann wirk ich doch viel fescher
als am Steuer von so einem großen Mähedrescher!
Drum sollen Impfungen mich nicht stören,
ich lass mich von der Sense betören,
auch wenn sie nicht viel tut!“

Dies sagt sich der Tod,
und er schaut,
den Blick verändert,
immer noch etwas verwundert,
hinab auf dieses junge Jahrhundert.

5 Gedanken zu “Der Dienstag dichtet: Sense oder Mähdrescher?

  1. Lieber Norbert,
    wie sich die Zeiten ändern – und dann doch auch wieder gleichen; auch wenn die Rahmenbedingungen verändert sind.
    Schön, diese zwei Bilder ins Spiel zu bringen; sie geben Spannung.
    Danke dir und liebe Grüße
    Judith

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