Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche:
Als Käferfried sechs Jahre alt war und bald in die Schule kam, schickten ihn seine Eltern zunächst in eine Schwimmschule, wo er bald das Schwimmen gut erlernt hatte.
Da sagte er zu seiner Mutter:
„Es sollte doch auch eine Fliegschule geben!“
„Ja, das sollte es wirklich geben!“, erwiderte seine Mutter lächelnd.
Später, als Käferfried schon erwachsen war, stand er an einem Autobahnrastplatz und blickte auf die nahen Gipfel des Mittelgebirges. Auf diese Gipfel fliegen konnte er immer noch nicht, aber seit kurzem zumindest Auto fahren.
Warum ihn seine Eltern so genannt hatten, sollte zwei Gründe gehabt haben: Zum einen kam seiner Mutter bei seiner Geburt sein Schädel schon so hart vor wie der Panzer eines Käfers, und zum anderen hatten seine Eltern damals noch einen VW Käfer gefahren. Momentan besaßen sie einen Nissan, den auch er an diesem Tag benutzen konnte, da sich seine Eltern gerade auf einer Flugreise befanden. Seine länglichen Haare, braun wie bei einem Maikäfer, wehten im Wind, der auf diesem hochgelegenen Rastplatz wehte.
Es ging die Sage, dass in diesem Gebirge früher einmal Drachen gehaust hätten. Gleichsam als hätte er ein Kommando gegeben, erblickte er in der Ferne etwas Großes fliegen, sah tatsächlich wie ein Drache aus! Er rieb sich die Augen, und als er sie wieder öffnete, war der vermeintliche Drache auch schon wieder verschwunden. War sicher nur ein größerer Adler gewesen!
Als er später in Richtung seiner Heimatstadt fuhr, kam er aber durch eine kleine Stadt, in der die Feuerwehr gerade damit beschäftigt war, einen großen Brand zu löschen. Der Verkehr staute sich, und er hörte die Leute von einem Drachen reden, der gezielt das Juweliergeschäft aufgesucht und dessen Schaufenster zertreten hatte, um den Schmuck aus dem Schaufenster mitzunehmen! Bevor er seine Tatzen damit behängte und weitere Kostbarkeiten mit den Zähnen packte, steckte er noch die Bäume an der Straße in Brand, so dass niemand an ihn herankam, er ungestört davon fliegen konnte.
Irgendwo auf seinem Smartphone hatte Käferfried doch ein Buch mit den alten Sagen gespeichert … und nach einigem Suchen, während er im Stau stand, fand er diese Datei. Ein Autofahrer hinter ihm hupte schon, und er fuhr auf einen Parkplatz. Die Straßensperre wurde aufgehoben, aber ihn überkam ein alter Kindheitstraum, nämlich einen Drachen zu töten. Nach dem, was an diesem Tag passiert war, hatte er da keine Bedenken mehr; beim nächsten Mal könnten auch Menschen ums Leben kommen! In der Datei war der Weg zur Höhle des Drachen zu lesen – auf Landkarten war diese Höhle auch als „Drachenhöhle“ bezeichnet – wie auch ein Bericht, nach dem die Drachen in dieser Gegend, wenn sie einmal Feuer gespien hatten, ein paar Tage brauchten, um dieses Feuer zu erneuern, und auch sonst an diesen Tagen erschöpft sein konnten. Nur hatte Käferfried keine Waffe dabei, mit der er einem Drachen beikommen könnte …
Jetzt fiel ihm die leere Weinflasche im Kofferraum ein: Diese könnte er zerbrechen und somit scharf machen. Nur würde er noch ein Rohr zur Verlängerung brauchen – aber in der Nähe befand sich ein Baumarkt, etwas außerhalb gelegen. Dort mussten doch allerhand Rohre verfügbar sein!
Schließlich fand Käferfried ein paar Rohre, die passen konnten, und nahm gleich mehrere davon mit.
Anschließend fuhr er auf einen Parkplatz in der Nähe der Drachenhöhle, musste von dort noch ungefähr einen Kilometer wandern, durch einen Wald mit vielen Tannen und Fichten. Schwer war die Höhle nicht zu finden, die Bäume in ihrer Umgebung waren geknickt, ein paar kleine Tannen sogar entwurzelt. Von drinnen war ein Schnarchen zu hören.
Käferfried drehte sich schon um, lief ein paar Schritte zurück, bis er an einen Baumstumpf gelangte, der sich quasi anbot, die Rohre mit der zerbrochenen Flasche auszuprobieren.
Tatsächlich konnte Käferfried nach ein paar Versuchen eines der Rohre mit der Flasche zusammensetzen, seine Konstruktion auf den Baumstumpf legen und mit ein wenig Kraftanstrengung stabilisieren.
Nun musste er wohl zurück zur Höhle, doch dachte er jetzt gar nicht mehr nach, sondern marschierte einfach wieder dorthin, blieb erst am Höhleneingang stehen.
Jetzt öffnete der Drache, ungefähr so groß wie ein Nashorn, ein Auge, und ein paar Augenblicke später sprach er:
„Du hast keine Chance gegen mich, Mensch! Deine Vorfahren haben meinen Eltern ihre Schätze geraubt. Aber vor einiger Zeit bin ich, Fenfur, endlich aus dem Ei geschlüpft, habe mich erst noch versteckt, werde mir aber jetzt andere Schätze holen, wenn ihr die auch anderswo so offen zeigt! Also verschwinde!“
Sein geöffnetes Auge blinzelte schon, so als wäre er schon wieder erschöpft von seiner Rede.
Da holte Käferfried das Rohr mit der zerbrochenen Flasche hinter seinem Rücken hervor und schnitt damit rasch an der Kehle des Drachen herum. Da richtete dieser sich auf, schien aber wirklich insgesamt recht träge zu sein. So konnte Käferfried rasch noch mit der Flasche in den Bauch des Drachen stechen, wo dessen Haut tatsächlich weicher war als anderswo.
Jetzt brach der Drache zusammen und ergoss sein Blut über den Höhlenboden, ein Teil davon floss auch in eine nahegelegene Mulde.
Käferfried entsann sich, dass er in diesem Blut baden konnte. Also zog er sich aus und stieg in das Blut. Jetzt vernahm er die Stimmen der Vögel in der Umgebung; und eine Vogelstimme erklärte ihm:
„Dafür, dass du den Drachen getötet hast, darfst du dir jetzt aussuchen, ob du von nun an unverwundbar sein möchtest, also einen Panzer wie ein Maikäfer haben wirst – oder ob du wie ein Maikäfer fliegen möchtest!“
Dies waren in der Tat zwei verlockende Angebote; aber sein alter Kindheitswunsch war dann stärker.
Bald stieg er also aus dem Blut und begann, die Arme hoch und runter zu bewegen. Auch wenn es jetzt noch etwas ruckartig war, erhob er sich dabei wirklich schon ein Stück vom Boden, und nach einer Stunde und einer weiteren Stunde Üben stieg er immer höher. Er konnte tatsächlich fliegen!