Die himmelblaue Marmelade – #WritingFriday, KW 22

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Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.

Jetzt bin ich ein paar Wochen lang nicht dazu gekommen – dafür enthält folgende Geschichte eine Mischung aus allen Schreibthemen des Mai:

Jasmin hatte schon immer an Magie geglaubt. Doch als sie dann tatsächlich sah, wie die Rosenranken, welche die Tür zur Villa ihrer Großmutter blockierten, vor ihr zurückwichen, als sie nur ihr Smartphone vor ihnen hin und her bewegte – und zudem dieses Smartphone zu ihr sprach:
„Dazu benutzt du mich jetzt auch noch – aber diese Rosen wollen nicht fotografiert werden! Hör lieber weiter Musik, wenn du schon tagelang nicht telefonierst!“
Da war sie tatsächlich sicher, ein paar magische Fähigkeiten von ihrer Großmutter geerbt zu haben! Ihre Mutter schienen diese Fähigkeiten bei der Vererbung übersprungen zu haben, ebenso wie die Haarfarbe. Denn die Haare ihrer Mutter waren blond, Jasmins Haare ebenso wie die ihrer Großmutter hingegen schwarz.

Eigentlich hatte Jasmin diese Villa nur so einmal wieder aufsuchen wollen, da diese Oma einen Monat zuvor im Pflegeheim gestorben war, sie aber bisher keine Zeit gefunden hatte. In dieser Zeit waren die Rosen so wild gewachsen – vielleicht auch ein Grund, weshalb bislang niemand diese Villa erwerben wollte.
Ein anderer Grund war, dass im Dorf gemunkelt wurde, eine zugereiste Frau namens Anna wäre hierin einmal spurlos verschwunden.

Auf dem Tisch lagen unter anderem ein Fingerhut sowie ein paar Nähnadeln, aber auch eine Schreibmaschine stand auf ihm. Computer hatte sich ihre Oma nie angewöhnt, wohl aber in frühester Jugend schon das Schreiben mit so einer mechanischen Maschine. Darin hatte sie ein paar beschriebene Blätter hinterlassen, auf denen sie ein paar Rezepte hinterlassen hatte, vor allem zum Kochen von Marmelade.
Auf dem letzten dieser Blätter wurde Jasmin aber doch stutzig: Vor Jahren hatten sie beide einmal von einer Marmelade in hellem Himmelblau geschwärmt, und warum Heidelbeerkonfitüre immer so dunkel war. Hier aber gestand ihre Oma:

Vor einigen Tagen erhielt ich Besuch, von einer Anna aus der Nachbargemeinde, mit der ich mich vor einiger Zeit auf einem Fest über Marmeladen unterhalten hatte.
Sie war noch keine dreißig, musste aber bald an Leukämie sterben, war unheilbar. Da hatte ich Mitleid und gewährte ihr den Wunsch, in meiner Villa auf angenehme Weise aus dem Leben zu scheiden. Und zwar wollte sie in meiner Badewanne in Marmelade ertrinken. Dabei hatte sie eine Vorahnung, sobald sie den Himmel erreicht hätte, dass die Marmelade dann die Farbe annehmen würde, die den Himmel in diesem Moment beherrschte. Und an diesen Tagen bekamen wir einen wolkenlosen, strahlendblauen Himmel.
Tatsächlich färbte, nachdem Anna wohl ein paar Minuten vorher ihr Leben ausgehaucht hatte, die Marmelade sich himmelblau! Wer immer von euch dies liest, ihr könnt noch ein paar Gläser davon mitnehmen!

Jasmin begab sich ins Badezimmer, wo die Badewanne von Holzbrettern eingeschlossen war, die in ihrer Zusammensetzung an einen Sarg erinnerten. Auf dem Tisch daneben aber lag ein Zettel, auf dem in Maschinenschrift geschrieben stand:

Seht im Kühlkeller nach!

Jasmin begab sich in den Keller der Villa; und dort standen ein paar Gläser mit himmelblauer Marmelade!