Nacht ohne Laterne – #WritingFriday, KW 13

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Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.

Gewähltes Monatsthema:
Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Es war eine Nacht, wie es sie nie zuvor gegeben hatte. Zum ersten Mal sah man …“ beginnt.

Es war eine Nacht, wie es sie nie zuvor gegeben hatte. Zum ersten Mal sah man Tiere, die sonst vom Licht abgeschreckt wurden.

Dies war so gekommen: Der Sturm am Abend zuvor hatte eine Fichte umgeknickt, und diese war gegen die einzige Straßenlaterne in dieser kleinen Straße geknallt, hatte jedenfalls deren Lampe zerstört.
Zwei Häuser standen in dieser kleinen Straße, und deren Bewohner traten vor die Türen. Einer von ihnen, der alte Herr Schwarzschmidt, fing an, nach drüben zu rufen:
„Seht ihr uns noch?“
„Ja; und ihr seht ganz schwarz aus!“, rief Herr Lichtbrecher aus dem anderen Haus zurück.
Frau Schwarzschmidt-Meierdunkel, die Tochter des alten Herrn Schwarzschmidt, rief ihrerseits aus:
„Mal sehen, ob wir uns in der Mitte treffen und im Dunkel anstoßen können!“
Dann stieg sie mit einem Glas und einer Flasche Sekt die Stufen zur Straße hinab. Das gleiche tat Frau Lichtbrecher aus dem anderen Haus; und in der Mitte der Straße trafen sie aufeinander. Sie öffneten ihre Sektflaschen, deren Korken irgendwo im Dunkel verschwanden, und gossen Sekt in ihre Gläser.
„Ich glaube, ich habe mir etwas auf den Fuß geschüttet!“, sagte Frau Lichtbrecher, worauf Frau Schwarzschmidt-Meierdunkel meinte:
„Ich glaube, ich auch. Aber jetzt versuchen wir einmal, ohne Missgeschicke anzustoßen!“
Inzwischen hatten sich ihre Augen aber so gut an das Dunkel gewöhnt, dass ihre Sektgläser ohne Probleme zueinander fanden.

Währenddessen schlichen Romina Lichtbrecher und Julius Schwarzschmidt-Meierdunkel, die etwa zwölf Jahre alten Kinder der beiden Familien, zu der umgestürzten Fichte.
„Da kriechen ja alle möglichen Tierchen umher“, meinte Julius. Romina ihrerseits sagte:
„Sieh dort – ein Fuchs! Hätte nie gedacht, dass es so nah bei unserem Haus welche gibt!“
Jetzt sah auch Julius diesen Fuchs, der schon einen Moment später mit einer Beute im Maul wieder davon eilte.
Er entdeckte noch etwas anderes:
„Dort kriecht etwas herum – könnte eine Schlange sein!“
Romina, deren Augen sich ebenfalls gut an das Dunkel gewöhnt hatten, trat näher heran und meinte:
„Muss eine Ringelnatter sein – toll, dass wir solche Tiere so in unserer Nähe haben!“
Julius’ Vater trat hinzu und sagte:
„Ja; genießen wir es, solange das Licht noch kaputt ist!“

Im Moor am Fuß zweier Berge – #WritingFriday, KW 11

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Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.
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Gewähltes Monatsthema:
Beschreibe so genau wie möglich ein altes verlassenes Haus, dass sich in einer Moorlandschaft befindet. Versuche dabei folgende Wörter mit in deinen Text einzubauen: Kaffeebohnen, rubinrot, Familiengeheimnis und versunken.

In einem Moor im Voralpenland steht ein Holzhaus, in dem nur noch Frösche und Kröten wohnen. Durch die zerbrochenen Fenster kann man sie gut quaken hören. Gerade um den Kamin herum haben sie es sich gemütlich gemacht, seit dieser mit Wasser gefüllt ist, das wohl bei starken Regenfällen durch den Schornstein heruntergekommen ist. Der Boden ist auch großenteils von Moos bewachsen.

Allerdings liegen auf diesem Boden auch allerhand Kaffeebohnen verstreut. Nachts schwebt über ihnen manchmal ein rubinroter Widderkopf. Man sagt, man müsse ihm nur ein paar Kaffeebohnen ins Maul stecken, dann würde er ganz freundlich und erzähle lustige Geschichten.

An den Wänden hängen Schwarzweißfotos, wahrscheinlich von früheren Bewohnern, vielleicht gar von den letzten. Ganz genau weiß niemand, wann die letzten Bewohner verschwunden sind. Durch ein weiteres zerbrochenes Fenster genießt man eine gute Aussicht auf die nächstgelegenen Gipfel: die Spaßspitze und die Schreckensspitze – die eine mit einem flachen Gipfel, die andere wild gezackt.

Eine Kunde besagt, sie wären im Moor versunken. Eine andere wiederum erzählt von einem besonderen Familiengeheimnis. Demnach hätten die letzten Bewohner dem schwebenden Widderkopf so viele Kaffeebohnen angeboten, dass dieser davon regelrecht berauscht wurde, eine besonders intensiv-rubinrote Färbung annahm und sie direkt auf die Spaßspitze führte. Dort verschaffte er ihnen, im Einvernehmen mit anderen Berggeistern, allerhand Vergnügungen, unter anderem ein schnelles Karussell. Danach waren sie so berauscht, dass sie vergaßen, sich bei den Berggeistern für das Vergnügen zu bedanken. Vielmehr verscheuchten sie die Bienen und Grashüpfer, in die sich die Berggeister verwandelt hatten.

Dafür wurden sie auf die Schreckensspitze verbracht. Auf dieser muss man sich normalerweise nur einer persönlichen Angst stellen, und man kann wieder ins Tal zurück. Diese Bewohner aber sollen so berauscht gewesen sein, dass sie Hals über Kopf zu fliehen versuchten und dabei in eine tiefe Felsspalte stürzten.

Vielleicht waren sie aber auch in Kröten und Frösche verwandelt worden und suchten sich deshalb ihr Haus als Bleibe aus, und auch ihre Nachkommen blieben gerne …