Stelle uns ein Buch vor, dass dich an den Herbst erinnert oder eine Geschichte erzählt, die im Herbst spielt.
Mildred Downey Broxon: Im Bann der grünen Insel
Dieses Buch erschien in den 80er Jahren, als in Nordirland noch große Konflikte herrschten.
Die Geschichte fängt in Irlands Frühgeschichte an. Dort leben die junge Maire, eine Heilerin, und ihr geliebter Tadhg, ein Barde. Beide gelangen in eine Art Zauberreich, in dem sie 1400 Jahre später erwachen und getrennt werden. Langsam stellt sich heraus, dass zwei Gottheiten in sie geschlüpft sind: In sie die Göttin der warmen Jahreshälfte, was ihr magische Heilkräfte verleiht, und in ihn ein Gehörnter, ähnlich einem Hirsch.
Beide geraten in die Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten, die damals in Nordirland existierten, und begegnen einer alten Frau, die sich als Mutter Irland herausstellt, sowie einem Hasswesen.
Dieses Hasswesen töten sie schließlich auf Tara, dem alten Königshügel. Dabei erkennt ein IRA-Kämpfer, dass er sich die ganze Zeit nur für dieses Hasswesen eingesetzt hatte, und nicht für Mutter Irland.
Am Schluss entsteigt die Göttin aus der Gestalt von Maire und übergibt die Herrschaft über das Land an den Gehörnten, der nun die kalte Jahreshälfte dominieren wird; und Maire und Tadgh finden als normale Menschen wieder zueinander.
Dieses Buch wurde in Deutschland in einem Sammelband mit drei Romanen herausgebracht.
Schade, dass von dieser Autorin danach offenbar keine weiteren Werke mehr erschienen sind!
Von Natur aus war Lara eigentlich nicht so, doch diesmal war sie neugierig auf das, was sich auf ihrer Wiese tat. Hier war sie seit Jahren schon die Königin der Larven, wachte mit ihrem grünschwarz gestreiften, etwa zehn Zentimeter langen Körper, ihren durchsichtigen Flügeln, ihren sechs Beinen und ihren sechs Köpfen darüber, dass hier alles mit rechten Dingen zuging. Dass also die Larven der verschiedenen Insektenarten friedlich schlüpften, aber auch die Bienen und andere Völker die Blütenpflanzen gut bestäuben konnten.
Heute aber war etwas anders – regenbogenfarbener Rauch stieg jenseits der Wiese auf; und dies war für Lara ein Zeichen, dort hinzufliegen!
Zwei ihrer Köpfe zog sie nach vorne; und beide Köpfe erblickten ein Schaf und einen Wolf, die gemeinsam aus der Schüssel tranken, aus der dieser Rauch in allen Farben des Regenbogens aufstieg. Danach rieben das Schaf und der Wolf ihre Köpfe aneinander; und anschließend blökte das Schaf und heulte der Wolf, aber beide blieben stehen und taten einander nichts!
Nun wollte auch Lara einmal von diesem Trank kosten.
Dafür musste sie sich aber dem Schaf zeigen, aber auch dem Wolf – und den Menschen, die drum herum standen!
Jetzt zeigte einer ihrer sechs Köpfe nach links, einer nach rechts, einer nach vorne, einer nach hinten, einer nach oben und einer nach unten – zu dem Schaf und dem Wolf, über deren Köpfen sie gerade flog. Beide hörten jetzt ihr Summen und blickten zu ihr auf, während sie zu einem Sinkflug ansetzte, um von dem Trank zu schlürfen.
Nach ein paar Schlucken konnten alle in der Umgebung ihre Sprache verstehen, sowohl die Menschen als auch das Schaf und der Wolf – das Schaf in blökenden und der Wolf in heulenden Lauten. Dabei justierte Lara ihre Köpfe in einem waagerechten Kreis um ihren Leib, so dass sie alle Menschen und Tiere um sich herum gut sah, die wiederum alle zu ihr hinstarrten, nachdem sie ganz laut gesummt hatte.
Und Lara sprach: „Ihr Schafe und Wölfe müsst jetzt auf der Wiese im Wald darauf achten, dass die Bienen und andere Insekten die Blüten der Pflanzen gut bestäuben, so dass die anderen Tiere dort gute Nahrung finden!“
Grasverstecker das Schaf blökte laut, und Lupluvi der Wolf heulte weithin hörbar.
Lara fuhr fort: „Ihr Menschen könnt in einem Jahr wieder hierher kommen, sobald neuer Honig gereift ist! Denn wenn die Bienen und die Schafe und Wölfe ihre Arbeit gut machen, wird es ein ganz besonderer Honig werden!“
Jetzt flog Lara zurück auf ihre Wiese, richtete dabei einen ihrer Köpfe wieder nach unten. So konnte sie beobachten, wie sich die Menschen unterhielten und zwei von ihnen in verschiedene Richtungen davon gingen.
So sagte Emma: „Das Regenbogentor ruft mich zurück! Aber in einem Jahr werde ich wieder kommen!“
Und Kurt meinte: „Mich ruft der Schwarzweißbogen zurück; zu ihm soll ich einen Becher mit dem Trank bringen!“
Jasmin reichte ihm einen Becher; und innerhalb einer langen Sekunde wurde er durchsichtig, dann war er ganz verschwunden. Gleichzeitig schien Emma durch ein unsichtbares Tor zu treten – erst war ihre Vorderseite nicht mehr zu sehen, man konnte sie aber noch undeutlich sagen hören: „Da ist ja wieder der Wandschrank!“
Dann war auch sie gänzlich verschwunden.
Nun sagten Jasmin und Pluvinura zueinander: „Unsere Aufgabe wird es jetzt sein, die Wiese zu bewachen!“ „Ja, du von dieser Seite, ich von der anderen!“ „Damit in Zukunft besonders guter Honig von ihr kommt, vielleicht auch noch anderes!“ „Und Wölfe und Schafe gemeinsam darauf achtgeben!“
Gleichzeitig blökte Grasverstecker und heulte Lupluvi, bevor das Schaf und der Wolf zusammen auf einen Hügel stiegen, von dem aus sie die Wiesen in der Umgebung gut beobachten konnten.
Emma war voller Vorfreude darauf, ihren Bekannten, die sie eigentlich alle erst seit kurzem kannte, den Hexentrank vorzuführen.
Als sie also ihren Kopf unter dem Bauch von Trix, der dreibeinigen Katze, hervorzog, starrten die Umstehenden sie an. Und Jasmin, die an diesem Ort wohnte, fragte als erste: „Für ein paar Momente warst du weg – aber wie lange ist dir die Zeit vorgekommen?“
„Mir kam es wie ein paar Stunden vor“, erwiderte Emma. Dann hob sie die Thermoskanne, die sie erst unter dem Bauch der Katze abgelegt hatte, auf und erklärte weiter: „Holt euch alle je eine Tasse, oder einen Becher, oder was es sonst noch hier geben mag!“
„Ich bringe ein paar Becher!“, entgegnete Jasmin und eilte in ihre Hütte, kam kurz darauf mit ein paar Kupferbechern zurück, reichte allen Anwesenden jeweils einen.
Während der Tee sich langsam abkühlte, bestaunten alle den Rauch, der abwechselnd in allen Farben des Regenbogens aus den Bechern aufstieg: Immer erst rot, dann orange, dann gelb, dann grün, dann indigo, dann violett, und danach fing er wieder mit rot an.
Jasmin trank schließlich ein paar Schlucke, nachdem sich der Tee einigermaßen abgekühlt hatte, und meinte dann: „Schmeckt nach Beeren, die nicht nur gesund sind, sondern in Kombination mit Algen auch einen besonderen Kick in meinem Inneren hervorrufen!“
Emma nickte und sagte: „Die Hexe hat auch allerhand Beeren und Algen zusammengemixt! Aber jetzt fehlen noch ein paar Gäste …“
„Damit meinst du Tiere!“, sagte Pluvinuria, und gleich darauf reichte Kurt seinen Becher seinem Pferd, dem der Becher jedoch zu klein war.
Da sagte Jasmin: „Für die Tiere habe ich auch große Schüsseln, aus denen sie schlürfen können!“
Während Jasmin aus ihrer Hütte noch ein paar Schüsseln holte, fragte Emma noch etwas anderes: „Habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, in welcher Zeit wir uns hier befinden?“
Kurt meinte: „Mir kam es auch vor, als wäre ich hier in einer früheren Zeit gelandet; und du, Emma, kämest aus einem späteren Jahrhundert!“
Jetzt sagte Pluvinuria, die Hirtin von jenseits der Wiese: „Ich glaube, dass vor allem ein Schaf und ein Wolf von dem Tee trinken sollten!“
„Wie kommst du nur darauf?“, fragte Emma lächelnd, denn dies hatte ihr die Hexe ja auch gesagt.
„Das ist so eine alte Erzählung in meinem Land!“, erklärte Pluvinuria. „Und wenn die beiden Tiere aus einer Quelle – oder einer Schüssel – getrunken haben, soll es eine Erleuchtung geben – wie auch immer diese dann genau aussehen mag!“
Im Laub war es kühl, und darum versteckte sich der Wolf Lupluvi gerne dort. Jetzt aber lockte der Geruch eines leckeren Gewässers, oder woraus immer er trinken konnte …
Ähnlich erging es dem Schaf Grasverstecker, das bei dem Geruch so eines Trankes aus ihrem Versteck unter hohen Grashalmen heraus rannte …
Zu einem Ende kommt es demnächst, voraussichtlich noch mit einer Lara!
Nach etwa zwei Kilometern Wanderung am Strand entlang erblickte Emma zunächst Rauch, der hinter einem Felsen aufstieg. Sie näherte sich diesem Felsen, der etwa doppelt so hoch war wie sie und auf der einen Seite fast bis ans Wasser reichte, auf der anderen Seite an eine kilometerlange Felswand grenzte.
Mit vorsichtigen Schritten ging Emma um das Ende des Felsens herum und erblickte schließlich ein Feuer, über dem ein Kessel aus Kupfer hing. In dem Kessel befand sich irgendein Trank, in dem eine alte Frau, mit langen, weißen Haaren, rührte. Gekleidet war sie in ein blaugraues Gewand.
„Ich habe dich schon erwartet!“, sagte die Alte. „Ich bin die Hexe Salmaria; und hier koche ich einen Tee, von dem du eine große Kanne mitnehmen kannst!“
Da fragte Emma: „Was ist denn das für ein Tee? Sieht ja merkwürdig aus, in allen Farben des Regenbogens!“
Die Hexe erwiderte: „Er besteht zum einen aus Meerwasser und Algen. Er lässt sich aber trotzdem trinken, denn ich mixe ihm zum einen Regenwasser bei, welches das Salz in sich aufnimmt, und zum anderen Kamillenblüten, Holunderbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Blaubeeren, Brombeeren und einige ganz seltene Früchte!“
„Und diese Mischung wird gut schmecken?“
„Ja, das wird sie! Außerdem bewirkt sie, dass am Ende des Regenbogens ein Ort geschaffen wird, der als ein Kraftort die Kommunikation über verschiedene Zeitebenen begünstigt!“
„Mir kam es auch schon vor, als wäre ich heute in andere Zeiten gereist!“, meinte Emma.
„Das hast du richtig erkannt!“, erwiderte die Hexe. „Und in Kürze wirst du mehr erfahren. Ihr müsst alle von diesem Tee trinken, und ihn außerdem je einem Wolf und einem Schaf zu trinken geben!“
Jetzt pfiff die Hexe – und eine grüne Katze mit fünf Beinen kam vom Felsen gesprungen!
„Das ist Quinx, meine fünfbeinige Katze!“, sagte die Hexe und reichte Emma eine Thermoskanne, die aus der Zukunft zu kommen schien, jedenfalls nicht ganz zu diesem einsamen Strand und der Hexe zu passen schien.
„Du musst jetzt unter ihren Bauch sehen!“, sagte Salmaria die Hexe noch, und Emma bückte sich und steckte ihren Kopf zwischen die fünf Beine der Katze. Und schon befand sie sich wieder unter dem Bauch von Trix der dreibeinigen Katze, von wo aus sie ans Meer gelangt war!