Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.
Gewähltes Monatsthema:
Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Hoffnung, genüsslich, Wind, verletzt, Hindernisse
Der nächste Geier leckte sich schon genüsslich den Schnabel, als er den nächsten Toten roch. Denn um die hundert Menschen waren schon verletzt worden, als der Turm durch das Erdbeben zusammenbrach. Und unter diesen Menschen hatten sich offenbar vorher schon einige mit der Seuche angesteckt, die überall im Land und darüber hinaus sich verbreitete. Und die Trümmer des Turms hatten einen Kreis um die Menschen herum gebildet, die sich in dem Tal während des Erdbebens aufgehalten hatten. So mussten sie, mehr oder weniger stark verletzt, eng aneinander gedrängt ausharren, und die Seuche hatte leichtes Spiel, sich zu verbreiten.
Auch Romina und Julius lagen zwischen den Toten, erwachten aber mit einem Husten, als ein starker Wind in ihre langen, offenen Haare fuhr. Zudem kamen zwischen den Wolken ein paar hell leuchtende Sterne zum Vorschein, die in dieses Tal schienen, in dem auch sämtliche Lampen zu Bruch gegangen waren.
„Ein Wind und Sterne der Hoffnung?“, fragte Romina, wobei sie Julius im Sternenlicht ansah, welcher erwiderte:
„Wollen wir hoffen! Und auch, dass sich unsere Familien endlich vertragen!“
„Dies dürfte schwierig sein, bei den vielen Toten, die auch dieses Treffen mit sich gebracht hat! Wenn überhaupt noch welche außer uns am Leben sind!“
„Wir waren anscheinend immun gegen die Seuche – aber stimmt, wir müssen nach den unseren sehen!“
Beide rückten die Schutzmasken zurecht, die sie schon lange trugen, und suchten ihr Umfeld ab.
Da hörten sie ein Stöhnen, und sie beugten sich hinab.
Und tatsächlich atmete da noch jemand – sogar zwei!
Vorsichtig schoben sie ein paar Steine beiseite – und entdeckten schließlich zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen.
Romina und Julius reichten den Kindern die Hände und zogen sie unter den Trümmern hervor.
Diese waren beide etwa zehn Jahre alt und sagten:
„Wir sind Zwillinge!“
„Und wurden von unseren Eltern getrennt!“
Romina und Julius sahen einander an und sprachen dann:
„Zunächst können wir auf euch aufpassen, bis wir Hilfe geholt haben!“
„Aber jetzt müssen wir schleunigst aus diesem Trümmerfeld raus, damit wir uns nicht doch noch anstecken!“
Viele Hindernisse lagen auf dem Weg: Steine, die beim Zusammenbruch des Turms überall auf dem Gelände verstreut worden waren, wie auch Bäume, die dabei umgeknickt wurden. Und dazwischen zahlreiche Skelette und noch verwesende Leichen – auch die Eltern von Romina und Julius. Aber jetzt galt es für die vier Überlebenden, sich in Sicherheit zu bringen und Hilfe in das Tal zu schicken.
Wenigstens schafften sie es im Licht der Sterne, einen sicheren Platz für die Nacht zu finden. Im Morgengrauen war es dann schon einfacher, sich zwischen den restlichen Trümmern durch zu schlängeln, bis sie auf den Pass gelangten, hinter dem dann der weitere Weg zur nächsten Stadt schon weitgehend frei von Trümmern war.