Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.
Gewähltes Monatsthema:
Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Wind, Comicbuch, klein, Avocado, Eule
Die Eule Ulla fühlte sich klein zwischen diesen vielen hohen Bäumen.
Ganz allein war sie losgeflogen auf der Suche nach Nahrung. Aber nun kam ein so starker Wind auf, dass sie sich am liebsten versteckt hätte. Die Wipfel der vielen Fichten um sie herum bogen sich im Wind.
Ebenfalls vom Wind kräftig bewegt wurden die Seiten eines Comicbuches: EUKLIDA DIE SUPEREULE des achtjährigen Dieter. Dieser Comic handelte von einer Eule namens Euklida, die bei Nacht alles sah, also auch jeden Einbrecher, selbst wenn dieser sich noch so gut versteckte. Auf diese Weise spürte sie so manchen Missetäter auf, und Kilian, ihr menschlicher Freund, durfte diesen dann der Polizei mitteilen. Immer wenn sie mit Kilian sprach, hielt sie ein Auge geschlossen und das andere offen, so als wollte sie mit einem Auge ihre Vorahnung spüren lassen, wo als Nächstes etwas los wäre.
Als Dieter so auf der Terrasse saß und den Wind beobachtete, rief ihn seine Mutter:
„Komm, es gibt Essen!“
Daraufhin lief Dieter in die Küche, wobei er den Comic unter den Pullover steckte, auf dem ebenfalls eine Eule abgebildet war. Doch seine Mutter fragte sogleich:
„Was hast du denn da wieder versteckt?“
Da holte er den Comic hervor und legte ihn auf den Sitz neben sich, auf dem meistens Gäste saßen.
Zum Nachtisch gab es Avocado, und zunächst löffelte Dieter die eine Hälfte seiner Frucht aus. Dann aber überkam ihn das Verlangen, die leere und die volle Hälfte anzustarren, und seine Mutter fing schon an, ihre Sachen vom Tisch zu räumen. Er aber dachte sich: Das wären doch zwei schöne Eulenaugen, wie wenn die Eule das eine Auge geschlossen und das andere offen hält!
Da glaubte er in der leeren Hälfte etwas zu erblicken: Eine kleine Eule, die im Sturm durch den Wald fliegen musste. Da flüsterte Dieter, während er auf die leere Hälfte der Avocado starrte:
„Komm zu uns, leiste meiner Euklida Gesellschaft!“
Während der Sturm durch die Fichten tobte, meinte die Eule Ulla einen Ruf zu hören; und einen Moment später fand sie sich auf einer Fensterbank wieder.
Dieter erblickte sie von drinnen und öffnete das Küchenfenster. Seine Mutter wollte ihm schon befehlen, das Fenster bei dem starken Wind wieder zu schließen, da flog die Eule herein. Und die Mutter sagte:
„Na gut, lass die Eule herein! Da wirst du bald sehen, dass sie keine Zauberkräfte besitzt. Aber wenn es draußen ruhiger geworden ist, lässt du sie wieder wegfliegen!“
„Au, danke!“, erwiderte er und zeigte der Eule Ulla sein Comicbuch mit einer großen Abbildung der Eule Euklida, wie diese durch die nächtlichen Straßen flog.
Da dachte sich Ulla:
„Dieser Eule werde ich einmal den Wald zeigen, wenn es nicht so stürmt und sich die Sterne zeigen! Aber warum sollte ich nicht auch probieren, wie gut sich hier Nahrung finden lässt?“
Euklida bewegte sich jedoch nicht aus dem Comic heraus, nur dieser Menschenjunge kümmerte sich um Ulla, die sich schon bald wieder nach der Weite draußen sehnte. Und in den folgenden Tagen und Wochen konnte, wer Glück hatte, nachts in diesem Stadtteil eine Eule durch die Straßen fliegen sehen.