Die Libelle und ihr Austritt, #WritingFriday, KW 8

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Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.

Gewähltes Monatsthema:

Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Gänsehaut, Libelle, rundherum, aufgeschrieben, 5 Jahre

 

Karl Julius Darverne bekam noch immer eine Gänsehaut, als er den Bericht las, den er 5 Jahre vorher aufgeschrieben hatte.

Damals hatte er ein Experiment mit einem Kohleblatt, einer Sauerstoffflasche und den Pflanzen in seinem Zimmer gemacht, und das ganz nah bei drei Steckdosen, die nebeneinander in der Wand steckten.

Die Pflanzen jedenfalls sogen scheinbar begierig die Kohle aus dem Blatt auf, und die Luft roch danach ungewohnt frisch.

Er ging rundherum um die Pflanzen, hielt ihnen weiterhin sein Kohleblatt hin und pumpte weiterhin Sauerstoff aus der Flasche auf dieses Blatt.

Doch als er im rechten Winkel zu den drei Steckdosen stand, kam scheinbar aus allen dreien eine einzige Libelle hervor, zunächst nur wenige Millimeter lang. Doch innerhalb weniger Minuten, in denen sie immer vor der Öffnung der Sauerstoffflasche hin und her flog, wuchs sie mehr und mehr, bis sie schließlich eine Länge von etwa sechzig Zentimetern erreicht hatte!

Gerade in diesem Moment kamen, ohne anzuklopfen, Julia und Winfried herein, seine Nichte und sein Neffe, und staunten nicht schlecht über die große Libelle.

Die neunjährige Julia rief sogleich aus:

„Die ist ja so groß wie eine Riesenlibelle aus dem Karbon!“

Ihr Onkel erwiderte:

„Genau, wie eine Meganeura aus dem Karbonzeitalter vor etwa dreihundert Millionen Jahren! Eigentlich sollte man bei Kohle ja eher an schlechte Luft denken. Tatsächlich aber war der Sauerstoffgehalt in der Luft in jenem Karbonzeitalter wesentlich höher als heute; und Insekten sind so gebaut, dass sie dabei viel größer werden konnten als heute!“

Jetzt sagte der fünfjährige Winfried:

„An ihre Flügel sollten wir uns klammern, dass wir mit ihr mitfliegen können!“

Und er sprang auf die fliegende Libelle zu, versuchte, ihre Flügel zu fassen, was aber gar nicht so einfach war.

Da rannte auch Julia zu der Libelle hin, stieß aber Kopf an Kopf mit ihr zusammen.

Daraufhin schrumpfte die Libelle auf eine Größe, wie sie in unserer heutigen Zeit normal ist, und flog zu einem Fenster hin, das allerdings verschlossen war, das der Onkel aber sogleich öffnete.

Anschließend sagte er:

„War sicherlich gut, was ihr gemacht habt, was immer auch tatsächlich geschehen sein mag – aber mit dieser Größe kann die Libelle in unserer heutigen Luft besser überleben, mit der vorherigen wäre es ihr ähnlich ergangen wie den Dinosauriern, als sie ausgestorben sind!“

„Wäre sie verbrannt?“, fragte Julia.

„Oder erfroren?“, fragte Winfried, worauf ihr Onkel erwiderte:

„Ihr liegt beide nicht ganz falsch, auch wenn dies nicht auf die Libelle in unserer Zeit zugetroffen hätte. Aber damals im Karbon führte der geringe Anteil von Kohlendioxid in der Luft zu mehr Kälte – doch gleichzeitig erwies sich der viele Sauerstoff sozusagen als Feuerbringer, förderte viele Brände, wahrscheinlich schlimmer als heute in Australien! Ihr müsst euch dies als das Gegenteil davon vorstellen, wenn wir auf eine Flamme pusten, um sie auszulöschen, denn wir atmen eben schlechte Luft aus!“

 

Dies verstanden die Kinder damals nur zum Teil, doch in den nächsten Jahren sprachen sie immer wieder über dieses Erlebnis. Und immer wieder konnte bei ihnen wie auch bei ihrem Onkel dann eine Gänsehaut nicht ganz ausbleiben.

Jo Pestum: Zeit der Träume, #WritingFriday, KW 7

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Diese Aktion wurde von ELIZZYs #WritingFriday von ihrem Blog read books and fall in love ins Leben gerufen. Hier ist mein Beitrag für diese Woche.

Gewähltes Monatsthema:

Welches Buch hat dich als Teenager (von 13-18) begeistert? Magst du es heute auch noch?

 

Ein Buch, das ich im Alter von 17 las und das mich lange nicht mehr losgelassen hat:

Zeit der Träume von Jo Pestum

Der Vater des Protagonisten Peter stürzt bei der Beerdigung in das offene Grab der Mutter, muss ins Krankenhaus gebracht werden. Dies ereignet sich in einem Dezember irgendwann Mitte der 70er Jahre. Peter stand dabei; und für mehrere der Anwesenden sah es so aus, als habe er seinen Vater vorsätzlich in das Grab gestoßen.

Er selbst tritt nicht in Erscheinung, sondern sechs Verwandte und Bekannte erzählen von ihm: sein Onkel väterlicherseits, seine Exfreundin, ein Schulkamerad, sein zeitweiliger Pfadfinderführer, der Pfarrer und seine ältere Schwester. Ihre Ansichten widersprechen sich häufig; einig sind sie sich aber darin, dass Peter immer ein Träumer gewesen sei.

Viele Jahre lang war sein Aufenthaltsort unbekannt. Erst als seine Mutter todkrank wurde, kam er auf eine Nachricht seiner Schwester hin zurück. Nicht einmal die Schwester wusste, wo er sich aufhielt; sie erriet lediglich, dass es ein Ort sein könnte, wo sie als Kinder einen glücklichen Kuraufenthalt erlebt hatten.

Ansonsten waren sie in einem offenbar besonders tristen Essener Arbeiterviertel aufgewachsen.

In den 60er Jahre wurden sie erwachsen, so dass der Großteil der Erzählungen wohl in der Adenauerzeit spielt.

Das spießige und autoritäre Image dieser Zeit wird hier besonders krass dargestellt, mit extrem prüden Eltern und einem tyrannischen Vater, der auch nicht über sich hinaus wächst. Und auch die Reaktionen des Sohnes sowie seine Entwicklung in der Pubertät sind besonders extrem.

Man fühlt mit den Figuren mit, auch wenn sie nicht immer sympathisch sind – auch nicht die Hauptfigur Peter, der häufig schon egoistisch handelt und sich selbst schadet, sich berufliche Möglichkeiten verbaut, anstatt sich einmal zusammenzunehmen wie sicherlich viele andere auch, die ähnlich unzufrieden mit den Bedingungen waren, in denen sie aufwuchsen. Auch seine Freundschaft mit einem Mädchen, eine der sechs ErzählerInnen, zerstört er sich, weil er sie nie richtig berührt.

Alles in allem ein lesenswertes Buch, das Teenies besonders fesseln mag, ich musste damals immer wieder hinein sehen. Heute würde ich sicherlich nicht mehr so empfinden; aber beim Hineinschauen jetzt fand ich, dass es sich immer noch gut liest.

Zeit_der_Träume